Ausführlicher Werdegang

1956 geboren in Braunfels/Lahn, legte ich 1975 das Abitur am altsprachlichen Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasium in Wuppertal-Elberfeld ab. Nach einem dreimonatigen Aufenthalt in den USA studierte ich von 1975 bis 1982 an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster Geschichte, Judaistik und Ev. Theologie und schloss mit dem Magisterexamen ab. Währenddessen und danach arbeitete ich bis 1987 als studentische und wissenschaftliche Hilfskraft sowie als Mitarbeiterin im dortigen Institut für vergleichende Städtegeschichte und im angeschlossenen SFB 164.

In meiner Doktorarbeit beschäftigte ich mich mit den Bedingungen jüdischen Lebens in Niedersachsen im 15. und 16. Jahrhundert – der großen Zeit des Wandels und der Krise in der jüdischen Gesellschaft. Dafür erhielt ich ein Stipendium des Ev. Studienwerks Villigst. 1990 wurde ich bei Prof. Dr. Peter Johanek promoviert, die Historische Kommission für Niedersachsen und Bremen publizierte mein Buch 1994. Ich bin verheiratet und habe zwei erwachsene Kinder.

 
 

Im Jahr 1999 habe ich die Gründung eines Arbeitskreises zur frühneuzeitlichen jüdischen Geschichte, das „Forum“ initiiert und bin Mitglied in verschiedenen Beiräten, Fachgesellschaften und Arbeitsgemeinschaften.

Im Rahmen von Lehraufträgen unterrichtete ich an der Universität Bielefeld im Fach Geschichte (1998-2000) und an der Julius-Maximilians-Universität in Würzburg in den Fächern Geschichte und Museologie (2010-2017).

Auf die Promotion folgten zahlreiche wissenschaftliche Publikationen und Vorträge, die in freiberuflicher Tätigkeit wie im Rahmen wissenschaftlicher Projekte entstanden. Meine Forschungsschwerpunkte entwickelte ich im Bereich der frühneuzeitlichen jüdischen Sozial- und Kulturgeschichte. Hierzu kamen zuletzt Forschungen zum 19. und 20. Jahrhundert, besonders die Biographie-Forschung und Studien zur Erinnerungskultur.

Von 1994-1999 war ich wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt “Die Rolle der Hofjuden im Akkulturationsprozeß der Judenschaft des deutschsprachigen Raumes” an der TU Darmstadt unter Leitung von Prof. Dr. Friedrich Battenberg. Ab 2001 arbeitete ich ein Jahr lang als wissenschaftliche Mitarbeiterin für die Jugendhilfe Schweicheln mit einer Untersuchung über Jugendarbeitslosigkeit im Kreis Herford. Dem folgte von 2002-2005 die Tätigkeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin der Universitäten Duisburg und Düsseldorf im Fach Jüdische Studien, im Projekt “Pragmatik oder Programm: Akkulturationsprozesse in der jüdischen Oberschicht im 18. Jahrhundert” unter Leitung von Prof. Dr. Stefan Rohrbacher. Die Vermittlung jüdischer Geschichte mit modernen Medien beschäftigt mich seit 2007. Zunächst im Jüdischen Museum Berlin, wo ich von 2007-2008 als leitende wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt EMIKA tätig war, in dem es um die Entwicklung eines Multimediaguides für die Dauerausstellung ging. Die erarbeiteten Hintergrundgeschichten zu einzelnen Objekten fanden unter dem Titel „Dinge“ Eingang in das digitale Angebot des Museums.

Von September 2009 bis Juni 2022 leitete ich das „Zentrum für jüdische Geschichte und Kultur in Unterfranken“, das 2011 auf meine Initiative von „Dokumentationszentrum“ in „Johanna-Stahl-Zentrum“ (JSZ) umbenannt wurde. Mit meinem sehr kleinen Team war ich zuständig für 900 Jahre Geschichte in einer besonders dicht von jüdischen Gemeinden und ihrer Kultur geprägten Region. In Ausstellungen, Vorträgen und mit Publikationen widmete ich mich ihren Themen (s. die Website des Zentrums). Federführend war ich beteiligt an regionalen Projekten der Erinnerungskultur für die jüdischen NS-Opfer wie dem Weg der Erinnerung in Würzburg und dem DenkOrt Deportationen 1941-1944 vor dem Hauptbahnhof. Dafür habe ich digitale Informations- und Gedenkmedien konzipiert und mit meinem Team erarbeitet. Die Stele am Kaisergärtchen zur Erinnerung an die jüdische Geschäftswelt der Kaiserstraße geht auf meine Idee und Initiative zurück und bietet mit einer WebApp ebenfalls ein umfangreiches online-Informationsangebot aus dem JSZ.

Foto: Anne Genkel, 2019